Richard Morgan

Mars Override

"Thin Air" 

 

2018

   

  

 

 

Übersetzung: Bernhard Kempen

Heyne

736 Seiten



Richard Morgan legte gleich mit seinem 2002 erschienenen Debütroman "Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm" einen Bestseller vor, dem zwei Fortsetzungen folgten und der durch die jüngste Serienadaption noch einmal einem breiten Publikum zugänglich gemacht wurde. Nach mehreren weiteren Veröffentlichungen und zwischenzeitlichen Ausflügen ins Fantasygenre kehrte er mit "Mars Override" in Science-Fiction-Gefilde zurück.

 

Inhaltlich wie stilistisch setzt auch dieser Roman wieder auf den bewährten Morgan-Sound: Diese auf einem zukünftigen, teil-terraformten Mars angesiedelte Krimi-/ Thrillerstory bietet jede Menge Action, korrupte Politiker, Drogen, exzessive Gewalt, freudlosen Sex, kleine Gangster, fiese Mafiosi, mächtige Konzerne, dreckig-heruntergekommene Gegenden, technische Gimmicks sowie permanent fluchendes Personal. Alles in allem ein extrem machomäßiger Roman, in dem praktisch alle auftretenden Figuren - egal ob jung oder alt, ob Mann oder Frau - so richtig knallharte Säue sind. Es geht zynisch und blutig zu, es wird gefoltert und getötet und dabei ein cooler Spruch nach dem anderen gerissen. Ach ja - und währenddessen werden dann natürlich so Dinge erledigt wie: in einem mysteriösen Fall ermitteln, eine verschwundene Person suchen, selbst in Lebensgefahr geraten oder eine Verschwörung aufdecken.

Noir auf dem roten Planeten!

 

Aufgrund der vielen Protagonisten und ihrer oftmals komplizierten Beziehungen zueinander muss man schon höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren. Auch wird man nicht behutsam an die hier entworfene Welt herangeführt, sondern kurzerhand mitten hineingeworfen - es braucht daher ein wenig, bis man sich zurechtfindet. Die Belohnung ist dann allerdings eine clever konstruierte, in ihrer Trostlosigkeit überzeugend echt wirkende Zukunftswelt.

 

Das alles ist überaus unterhaltsam, weil Story und Setting mit zahlreichen interessanten Ideen und originellen Details gespickt sind, das Tempo konstant hochgehalten wird und der fulminante Schreibstil beeindruckt (wobei Morgan immer mal wieder haarscharf daran vorbeischrammt, es mit seiner Sprachgewalt zu übertreiben).

Stellenweise wird es aufgrund der allzu ähnlich gezeichneten Charaktere allerdings etwas eindimensional. Zudem dürfte die permanente Chauvi-Sprache nicht jedermanns Sache sein - das ist wirklich auf Dauer etwas zu viel des Guten.

 

Fazit: Ein knallharter Thriller mit komplexer Handlung in einer düster-realistischen Welt, der es jedoch in mancherlei Hinsicht bisweilen etwas übertreibt.


Richard Morgan

Mars Override

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020