Kris Brynn

Out of Balance

 

2019

   

 

 

 

 

Art Skript Phantastik

496 Seiten



"Out of Balance" wurde zwischen Ende 2018 und Mitte 2019 in sechs einzelnen Episoden als eBook und Hörbuch veröffentlicht, was letzten Endes eine zusammenhängende Geschichte von rund 500 Seiten Umfang ergab. Im Jahr 2023 erschien der komplette Roman dann im Verlag "Art Skript Phantastik" erstmals in einer Gesamtausgabe.

Zum Inhalt: Die Erde ist zu einem trockenen, lebensfeindlichen Ort geworden. Die meisten Menschen hausen unter ärmlichen Verhältnissen in großen Camps und haben kaum das Nötigste zum Überleben. Lediglich die "First Class" genannte Oberschicht aus einigen Superreichen lässt es sich gut gehen, genießt Luxus und Reichtum und wird sogar mit eigenen Sklaven versorgt. Im Orbit kreisen von Großkonzernen betriebene Raumstationen, auf denen Forschung betrieben und Nahrung für die Erdbewohner erzeugt wird. Die meisten der dort benötigten Arbeitskräfte werden - ebenso wie die Bediensteten der First Class - kurzerhand aus den Camps verschleppt und zwangsrekrutiert.

Der Roman folgt mehreren Hauptpersonen: dem Chef des Sicherheitsdienstes auf einer der Raumstationen, einem seiner dort unfreiwillig gelandeten "Angestellten" sowie dessen jüngerer Schwester, die weiterhin im Camp von "Neu Berlin" ihr Dasein fristet.

Im Verlauf der Handlung kommen einige der Stationsbewohner allerlei Ungereimtheiten, geheimen Verschwörungen, Betrügereien und kriminellen Machenschaften auf die Spur und versuchen schließlich, sich dagegen aufzulehnen. Auch auf der Erde regt sich erster Widerstand.

Das Setting mit seinem arm/reich-Konflikt ist zwar nicht neu, aber aktueller denn je und hier durchaus interessant dargestellt. Der Schreibstil ist angenehm lässig, die Handlung - abgesehen von einigen wenigen Längen - überwiegend temporeich und spannend, so dass keine Langeweile aufkommt.

Die Darstellung der Personen ist zwar recht gut gelungen, allerdings fallen zwei Dinge auf. Erstens: dafür, dass sie verschleppt und quasi als Sklaven auf die Raumstation gebracht wurden, finden sich die Betroffenen erstaunlich schnell mit ihrer Situation ab und bringen sich vor Ort auch sofort aktiv mit ein. Etwas zweifelhaft.

Zweitens: Sie haben allesamt ein loses Mundwerk, sind ziemlich schnoddrig oder bissig gezeichnet, ihre Sprache wirkt sehr direkt und authentisch ... allerdings treten mehr oder weniger alle Figuren so auf. Sprich: die meisten Charaktere unterscheiden sich kaum voneinander. Hier wäre etwas mehr Abwechslung schön gewesen.

 

Alles in allem erfindet "Out of Balance" das Genre sicherlich nicht neu, bietet aber eine kurzweilige Geschichte, die bestens unterhält. Auch ernste, nachdenkliche Töne werden hier und da angeschlagen - alleine schon durch die im Roman dargestellte düstere Lebenswirklichkeit -, sie bleiben aber doch eher im Hintergrund. In erster Linie soll hier spannende Unterhaltung geboten werden ... was natürlich vollkommen in Ordnung ist und in diesem Fall auch ziemlich gut gelingt.


Kris Brynn

Out of Balance

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020