26. Januar 2024
... wiederholen sich ja doch Jahr für Jahr zum großen Teil, obwohl man eigentlich meinen sollte, dass mittlerweile in jedem Haushalt eine Ausgabe von "1984", "Corpus Delicti" und "Per Anhalter durch die Galaxis" vorhanden sein müsste. Nun gut.
Um nicht wieder die üblichen Verdächtigen aufzulisten, gibt es diesmal ausnahmsweise nur eine (unsortierte) kleine Auswahl an gut verkauften Science-Fiction-Büchern, die im Jahr 2023 neu erschienen sind.
Marc Elsberg
° Celsius
Denis E. Taylor
Außerirdisch
Timothy Zahn
Star Wars:
Ascendancy - Trilogie
Maja Lunde
Der Traum von einem Baum
Dirk Rossmann
& Ralf Hoppe
Das dritte Herz des Oktopus
Blake Crouch
Upgrade
Andreas Brandhorst
Oxygen. Welt ohne Sauerstoff
Rafal Kosik
Cyberpunk 2077. No Coincidence
Die Preisträger des Jahres
(Romane)
Deutscher Science Fiction Preis
Nils Westerboer
"Athos 2643"
Kurd Laßwitz Preis
(deutsch)
Aiki Mira
"Neongrau. Game Over im Neurosubstrat"
Kurd Laßwitz Preis
(international)
Becky Chambers
"Die Galaxie und das Licht darin
(Wayfarer 4)"
Hugo Award
T. Kingfisher
"Wie man einen Prinzen tötet"
Nebula Award
R.F. Kuang
"Babel"
Locus Award
John Scalzi
"Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju - Monster"
Arthur C. Clarke Award
Ned Beauman
"Der gemeine Lumpfisch"
sf-Lit Award
Mary Robinette Kowal
"Die Berechnung der Sterne
(Lady Astronaut 1)"
Trend 2023:
Wir hinken der aktuellen Entwicklung hinterher. Oder doch nicht?
Nicht zuletzt ein Blick auf die o.g. Preisträgertitel zeigt: Hinsichtlich der SF- (bzw. Phantastik-) Literatur war 2023 ein durchaus abwechslungsreiches, vielfältiges Jahr. Erfreulich ist zudem, dass ausnahmslos alle dieser international ausgezeichneten Romane auch bereits auf Deutsch erschienen sind (oder in Kürze erscheinen). Das widerspricht der von verschiedenen Seiten schon mehrfach geäußerten Empfindung, dass wir im deutschen Sprachraum die neuesten Trends und Entwicklungen der Phantastik verpassen, weil wir viele spannende Titel gar nicht mehr mitbekommen. So ganz falsch dürfte dieser Eindruck allerdings trotzdem nicht sein.
Beispiel Hugo Award: Das ist der einzige international renommierte Award, dessen Siegertitel bisher tatsächlich alle ins Deutsche übersetzt wurden. Nun ja - zumindest gilt das für den Bereich Roman. Doch es gibt ja auch noch mehrere andere Prosa-Kategorien, von Novalla über Novelette bis hin zur Short Story. Nun werden diese bei den Hugos nicht nach literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten, sondern schlicht anhand der Textlänge unterschieden. Aber wie dem auch sei: All diese vielfältigen Kurzformen sind im deutschsprachigen Raum mittlerweile fast völlig in der Versenkung verschwunden.
In einigen Kleinverlagen gibt es zwar das löbliche Bemühen, auch Kurzgeschichten-Anthologien zu veröffentlichen, aber das beschränkt sich (aus Kosten- und Aufwand-Gründen verständlicherweise) auf deutschsprachige Storysammlungen. An Übersetzungen erreichen uns, anders als in früheren Jahrzehnten, nur noch ganz selten mal Werke, die nicht mindestens den romanüblichen Umfang von 350 oder mehr Seiten aufweisen.
Aber: Gerade diese kürzeren Formen bieten den Schreibenden häufig Gelegenheit zu experimentieren, etwas Neues auszuprobieren und alte, eingefahrene Muster aufzubrechen. Was sich dabei bewährt hat, lässt sich dann im nächsten Schritt vielleicht auch auf umfangreichere Werke ausweiten. Und genau das passiert auch. Woanders.
Viele der international hochgelobten, nominierten und/oder bepreisten Geschichten bieten moderne Themen, Ideen und Perspektiven, die es so vor zehn oder zwanzig Jahren noch nicht zu lesen gab. Um davon zu erfahren und diese Trends und Entwicklungen in der SF zeitnah mitzubekommen, müssten wir die Texte aber bestenfalls im Original lesen, da sie sonst vermutlich völlig an uns vorbeigehen würden. Nur kann oder möchte das natürlich nicht jede/r.
Von Seiten der Verlage ist häufig zu hören, dass die Verkaufszahlen genau jener innovativen, andersartigen Werke - wenn sie denn mal übersetzt werden - leider meistens hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Da deutet sich also ein Teufelskreis an: erst verpassen wir moderne Entwicklungen in der phantastischen Literatur, und wenn sie uns dann doch mal erreichen, sind sie einer breiten Leserschaft zu fremd oder zu ungewohnt, um sich darauf einzulassen. Schwierig.
Was also tun? Es scheint eigentlich ganz einfach: Die Ausnahmen von der oben genannten Regel, die es ja durchaus immer wieder mal gibt (einige Vorschläge folgen im Anschluss), müssen gezielt gesucht und anschließend AUSNAHMSLOS gekauft werden! Zack, Problem gelöst. Aber bitte wirklich aus-nahms-los.
So. Das ist also der Auftrag für das neue Jahr. Macht alle mit!
Ach ja, und es gibt noch ein Trend: Die derzeit bevorzugte Farbe für Science - Fiction - Titelbilder ist dunkelblau.
Cheon Seon-Ran
Tausend Arten von Blau
SF aus Korea
Lena Richter
Dies ist mein letztes Lied
Novelle
Michel Jean (Hrsg.)
Wapke
Kurzgeschichten aus Quebec
Emily St. John Mandel
Das Meer der endlosen Ruhe
Moderne SF einer etablierten Autorin
Jol Rosenberg
Etomi. Erwachen
Teil 1 einer Geschichte übers Menschsein
Shelden Teitelbaum
& Emanuel Lottem (Hrsg.)
Zion's Fiction
Kurzgeschichten aus Israel
John Mwaore
Asa - Die Geburt einer neuen Generation
SF mit kenianisch-schweizerischen Wurzeln
Sylvana Freyberg
& Uwe Post (Hrsg.)
Future Fiction Magazine
(deutsche Ausgabe)
Kurzgeschichten & mehr aus aller Welt
Michael Reaves
(14.09.1950 - 20.03.2023)
Star Wars - Veteran
Cormac McCarthy
(20.07.1933 - 13.06.2023)
Autor der düstersten aller Dystopien
Arndt Drechsler - Zakrzewski
(31.08.1969 - 01.11.2023)
SF-Zeichner und -Illustrator
Rainer Erler
(26.08.1933 - 08.11.2023)
Autor und Regisseur
Michael Bishop
(12.11.1945 - 13.11.2023)
Mit Locus und Nebula prämierter Autor