27. Oktober 2019

Messewochenende

 

Die Frankfurter Buchmesse gilt als weltweit größte Literaturmesse. In diesem Jahr fand sie vom 16. bis zum 20. Oktober statt. In direkter räumlicher und zeitlicher Nähe - daher der Name - am entsprechenden Samstag gibt es traditionsgemäß (sprich: seit bereits über dreißig Jahren) eine vielleicht nicht ganz so berühmte, für SF-Fans aber mindestens ebenso interessante Veranstaltung: eine "Phantastische Buchmesse" namens Buchmesse Convent, kurz BuCon.

 

Die besondere Herausforderung für alle Phantastiknerds besteht nun darin, beide Veranstaltungen zu besuchen, ohne dabei bleibende Knie- bzw. Rückenschäden davonzutragen oder sich in den finanziellen Ruin zu kaufen. Knifflig.

 

 

Etappe 1: Die Frankfurter Buchmesse.

Vorab: Auf der FBM sind vereinzelt auch Bücher vorzufinden, die NICHT dem Science-Fiction-Genre zugehörig sind. Ob man sich davon ablenken lassen möchte, sollte bereits im Vorfeld geplant werden.


 

Auf der Suche nach dem richtigen Genre-Stoff gilt es zunächst einmal, sich in den ebenso zahlreichen wie weitläufigen Hallen zu orientieren. Wohl dem, der die Chance hat, außerhalb der Publikumstage (Samstag und Sonntag) zu stöbern. Da geht es nämlich noch wesentlich ruhiger zu, so dass sich die einzelnen Stände in aller Ruhe begutachten lassen. Die erste Frage lautet: Systematisch vorgehen oder sich einfach treiben lassen? So oder so - die in Frage kommenden Auslagen mit den spannenden SF-Titeln lassen nicht lange auf sich warten.

 

 

Die großen Publikumsverlage trumpfen in erster Linie mit bekannten Titeln und großen Namen auf.

 



 (Aber natürlich nicht ausschließlich)





Und wer einen ganz besonders dicken Fisch an der Angel hat,

... (auf Wunsch auch in der Comicversion) ...

 

... der hält damit nicht hinterm Berg!



So RICHTIG interessant sind aber insbesondere Entdeckungen, die man abseits der namhaften Großverlage machen kann. Jene Bücher nämlich, die von engagierten und nicht selten als "Einzelkämpfer" inmitten eines umkämpften und unübersichtlichen Marktes tätigen Verlegern herausgebracht werden. Werke also, die eben nicht ohnehin in jeder größeren Buchhandlung ausliegen.

 

Der Golkonda Verlag etwa musste in der jüngsten Vergangenheit bereits der schwierigen Marktlage in Form von Inhaberwechseln und Insolvenzverfahren Tribut zollen - die Zukunft scheint derzeit noch ungewiss.

Spannende Bücher gibt es dort nichtsdestotrotz in Hülle und Fülle zu entdecken; Autoren wie China Miéville, Joe Lansdale, die Strugatzkis oder tolle Storysammlungen von Ted Chiang, Paolo Bacigalupi, Geoff Ryman und David Marusek seien hier als Beispiele genannt.

Der Arctis Verlag hat sich zeitweise verstärkt an Science Fiction versucht und konzentriert sich mittlerweile (nicht nur, aber doch schwerpunktmäßig) auf Jugendliteratur.

In seinem Programm findet man unter anderem viele Autorinnen und Autoren aus Skandinavien.

Zudem fallen die Veröffentlichungen immer wieder durch besonders liebevoll und schick gestaltete Bücher auf.



Cross Cult ist ein vielleicht nicht ganz so kleiner "Kleinverlag", seine Wurzeln liegen allerdings in erster Linie im Comicbereich. Mittlerweile ist er aber auch eine etablierte Adresse für Science Fiction - Literatur: Neben zahllosen "Star Trek"- Romanen sind hier vor allem die Übersetzungen von Nnedi Okorafor, Klassiker wie Paul O. Williams' "Pelbar"-Reihe, Hugo-Gewinnerromane von Vernor Vinge und Connie Willis sowie deutschsprachige SF von Claudia Kern und Dirk van den Boom zu nennen. Und noch einiges mehr.

Der österreichische Septime Verlag ist insbesondere für seine phantastische James Tiptree Jr. - Gesamtausgabe bekannt. Die Tatsache, dass sich mit Denis Scheck DER deutschsprachige Literaturkritiker schlechthin dafür begeistern konnte und sie daraufhin in seinen diversen Sendeformaten in den höchsten Tönen lobte, hat der Popularität sicher nicht geschadet.

Doch auch darüber hinaus gibt es bei Septime eine Menge hervorragend gemachter Bücher zu entdecken ... nicht nur, aber doch immer mal wieder auch aus dem Bereich der 'Science Fiction'.



 

Soweit ein kleiner Ausschnitt und ganz und gar unvollständiger Einblick in die unendlichen Weiten der Frankfurter Buchmesse. Um wirklich alles zu erkunden, wäre ein Besuch an sämtlichen Tagen zwingend erforderlich. Wer's durchhält ...

 

Soviel lässt sich aber bereits nach einem ersten flüchtigen Eindruck festhalten: Die FBM - eine riesige Veranstaltung, auf der es große wie kleine SF-Perlen zu entdecken gibt.

 

 

 


Etappe 2: BuCon in Dreieich.

 

Hier geht es natürlich sehr viel familiärer zu, obgleich erwähnens- und bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr über 800 Besucher vor Ort waren - was übrigens einen neuen Rekord darstellt. Die Phantastik lebt also! Ein paar erläuternde Worte zur alljährlichen Veranstaltung gab es auf sf-Lit bereits vor zwei Jahren schon einmal, daher sollen sie an dieser Stelle nicht nochmal wiederholt werden.

>> Der entsprechende Artikel findet sich HIER.

 

Im Gegensatz zur wenige Kilometer weiter nördlich angesiedelten großen Schwester dreht sich beim Buchmesse Convent alles um Phantastik-Literatur. In diesem Jahr war sowohl hinsichtlich der vertretenen Verlage als auch der angebotenen Lesungen eine besonders deutliche Ausrichtung zum Subgenre 'Fantasy' auszumachen, so dass andere Bereiche wie Horror und eben leider auch Science-Fiction ein wenig zu kurz kamen. Das dürfte allerdings kein spezielles BuCon-Phänomen sein, sondern eher den allgemeinen Trend auf dem deutschen Buchmarkt widerspiegeln. Nichts gegen Fantasy und Co., aber aus SF-Sicht darf man nur hoffen, dass künftig auch wieder bessere Zeiten kommen werden.

Doch auch so gab es jede Menge interessanten Lesestoff zu entdecken. Die ganz großen Publikumsverlage trifft man in Dreieich traditionell nicht an (das ist ja auch der Sinn der Sache), stattdessen zeigen hier alljährlich die 'kleinen' Verleger und (überwiegend) unbekannteren Autorinnen und Autoren, was die deutschsprachige Phantastik jenseits der großen Konzerne und Marketingmaschinen zu bieten hat.


 

Etliche Kleinverlage und Selfpublisher präsentierten ihr Programm, wobei die Begeisterung und das - selbstverständlich nebenberufliche - Engagement, mit dem Jahr für Jahr daran gearbeitet wird, tolle Bücher herauszubringen, den Beteiligten deutlich anzumerken war. Eine Liste mit sämtlichen Ausstellern, die in diesem Jahr vertreten waren, findet sich auf der BuCon - Hompage (LINK).

Empfehlung: Einfach mal ein bisschen im Angebot der einzelnen Verlage herumstöbern, da findet garantiert jeder Bücherwurm die eine oder andere versteckte Perle!

 

 

Der rasende sf-Lit - Reporter hat seinen persönlichen SUB (=Stapel ungelesener Bücher) an diesem Tag natürlich auch noch einmal ein wenig erhöht ...


 

 

... und sich zum Abschluss ein kleines Getränk in gemütlicher Runde redlich verdient.

 

Auf ein Neues im nächsten Jahr!



Frankfurter Buchmesse 2019. BuchmesseCon 2019.