Sameena Jehanzeb

Was Preema nicht weiß

 

2020

   

 

  

 

 

 

SP

354 Seiten



"Die Welt endete am 13. April 2036 mit ohrenbetäubendem Getöse, einem allumfänglichen Verlust der Orientierung und einer so tiefgreifenden Furcht, dass sie einem den Verstand in tausend Scherben brach." (S. 7)

Na, das ist doch mal ein erster Satz! Wer bitteschön würde nach solch einem Einstieg nicht weiterlesen wollen?

Protagonistin Preema stellt sich nach diesem Ereignis zunächst einmal ganz andere Fragen: Wo ist sie? Wer ist sie? Warum lebt sie überhaupt noch? Und wo sind alle anderen?

Als sie schwerelos schwebend in einem unendlich scheinenden weißen Nichts erwacht, ist jener Weltuntergang zunächst das einzige, woran sie sich erinnern kann. Nach einigen Schwierigkeiten entkommt sie zwar dieser seltsamen weißen Umgebung, landet daraufhin jedoch auf einer nicht minder seltsamen Lichtung, auf der so manche Gesetzte von Zeit und Raum nicht zu gelten scheinen.

Kleiner Fortschritt: Immerhin gibt es dort noch andere Menschen, und zudem kommen nach und nach erste bruchstückhafte Erinnerungen an ihr bisheriges Leben zurück. Aber was es mit diesem merkwürdigen Ort, den dort gestrandeten Überlebenden sowie den regelmäßig auftauchenden schattenhaften Wesen auf sich hat, wie sie alle dorthin gekommen sind oder was überhaupt mit ihnen geschehen ist, darüber scheint niemand genaueres zu wissen. Gleichwohl kursieren verschiedenste Theorien. Welche davon möglicherweise zutrifft oder was sonst hinter alldem stecken mag, versucht Preema von nun an herauszufinden.

 

Der besondere Reiz beim Lesen dieses Romans liegt in der permanenten Ungewissheit: Wir werden ebenso unvermittelt in jene unerklärliche Situation hineingeworfen wie die Protagonistin selbst. Gemeinsam mit ihr sind wir der fremdartigen Umgebung ahnungslos ausgeliefert und hoffen ständig auf neue Erkenntnisse, wiederkehrende Erinnerungen oder plausible Erklärungsansätze. Besser lässt sich eine hohe Identifikation mit der Hauptfigur kaum erzeugen.

 

Im Laufe der Zeit blitzen dann in immer kürzeren Abständen Erinnerungen in Preema auf, die Schlaglichter auf bestimmte Momente ihrer Vergangenheit werfen. Auf diese Weise lernen wir Schritt für Schritt sie und ihr früheres Leben kennen. Wie sich dabei zeigt, war es ein Leben voller Freundschaft, Tragik, Mut, Verzweiflung und nicht zuletzt: Liebe!

Was nun aber den eingangs erwähnten Weltuntergang oder die Beschaffenheit der "Lichtung" angeht, darüber spannt uns die Autorin weiter auf die Folter. So müssen wir also noch länger mitleiden und bangen, rätseln und hoffen. Aber es lohnt sich. Mehr noch: es macht sogar Spaß!

 

"Was Preema nicht weiß" ist ein hervorragend aufgebauter und einfühlsam erzählter Roman, der vom Umgang mit Schicksalsschlägen und von einer berührenden Liebesgeschichte erzählt, mit spannender Handlung und äußerst lebendigen Charakteren überzeugt und der hiermit dringend empfohlen sei.

 

 


Sameena Jehanzeb

Was Preema nicht weiß

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020