Margaret Fortune

New Sol (Krieg der Schatten 1)

"Nova (Spectre War Book 1)" 

 

2015

   

  

 

 

Übersetzung: Kerstin Fricke

Bastei Lübbe

367 Seiten



Dieser Debütroman der US-Amerikanerin Margaret Fortune bildet den Auftakt der "Krieg der Schatten" - Reihe und spielt in einem Universum, in dem die Menschheit sich über die Galaxis ausgebreitet und zahlreiche Planeten besiedelt hat. Doch auch in dieser fernen Zukunft herrschen Machtgier und Gewalt. So haben sich zwei rivalisierende Großmächte bzw. Planetenbünde herausgebildet, die immer wieder Krieg gegeneinander führen.

Die Geschichte beginnt damit, dass die Ich-Erzählerin auf "New Sol" landet, einer dauerhaft besiedelten Raumstation von den Ausmaßen einer mittelgroßen Stadt. Es stellt sich bald heraus, dass sie plant, diese als "lebende Bombe" - sprich: Selbstmordattentäterin - in die Luft zu sprengen. Sie hat an genaue Details ihres Auftrags oder an ihr früheres Leben fast keine Erinnerungen, scheint also eine Art Klon zu sein, der speziell für diese Aufgabe herangezüchtet wurde. Doch der Countdown stoppt aus unerklärlichen Gründen und die Bombe zündet nicht. Nun hat sie plötzlich und unerwartet ein Leben, mit dem sie zunächst nichts anzufangen weiß - außer der Idee, ihren Auftrag doch noch irgendwie zu Ende zu bringen. Dabei findet sie (und mit ihr wir Leser) nach und nach immer mehr über sich, ihren Auftrag und über die Welt, in der sie sich bewegt, heraus.

 

Trotz der dramatischen Prämisse handelt es sich bei "New Sol" um ein Jugendbuch, denn die Protagonistin ist im Teenageralter ... und so verhält sie sich auch. Das ist dann der Aspekt des Romans, mit dem eine nicht Young-Adult-affine Leserschaft Schwierigkeiten bekommen könnte. Nichts gegen jugendliche Hauptfiguren, aber wenn sie weiche Knie beim ersten Blick in die Augen ihres feschen Gegenüber bekommt, wenn ein junger Mann ungebrochene Verliebtheit für ein Mädchen empfindet, dass er zuletzt im Alter von neun Jahren gesehen hat oder eine ganz im Gegensatz dazu erstaunlich weise und lebenserfahrene Dreizehnjährige auftaucht ... da muss man dann schon wissen, ob man wirklich weiterlesen möchte.

 

Doch mit fortschreitender Dauer treten diese klischeehaften Aspekte glücklicherweise immer weiter in den Hintergrund und es entwickelt sich eine äußerst gelungene Geschichte, in der mehr und mehr Interessantes über die Welt enthüllt wird und die einige sehr unerwartete und originelle Wendungen nimmt. Letzten Endes entpuppt sich der Roman bzw. die darin entwickelte Welt als wesentlich komplexer und ausgefeilter als anfangs erwartet und macht schließlich richtig Spaß!

 

Wie erwähnt handelt es sich um einen ersten Teil, doch kann dieser durchaus ganz gut für sich alleine stehen - auch wenn das große Ganze noch keineswegs abgeschlossen ist. Teil 2, "Prisma", ist ebenfalls schon vor längerer Zeit erschienen und nach mehreren Jahren Pause folgte im englischsprachigen Original Anfang 2022 ein dritter Band. Ob der auch noch übersetzt wird, darf allerdings bezweifelt werden(?).

Falls doch, dann weckt dieser Auftaktband auf jeden Fall Lust, den "Krieg der Schatten" weiter zu verfolgen - und das war nach den ersten 100 Seiten noch nicht unbedingt abzusehen.

 


Margaret Fortune

New Sol (Krieg der Schatten 1)

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2022