Laurent Gaudé

Hund 51

"Chien 51" 

 

2022

   

  

 

 

Übersetzung: Christian Kolb

dtv

336 Seiten



In seiner französischen Heimat wurden die Werke Laurent Gaudés schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, immerhin eine Handvoll seiner Bücher wurden auch bereits ins Deutsche übersetzt.

Sein 2022 erschienener SF-Roman "Chien 51" avancierte zum Bestseller, und das ist gar nicht selbstverständlich, denn ... hui, was ist das für ein Brett!

 

Zunächst einmal ist es ein Krimi mit klassischen Noir-Elementen, der in einer düsteren Zukunft spielt. Und wie düster: Konzerne kaufen und zerschlagen ganze Nationen. Korruption, Unterdrückung, Ausbeutung, Bespitzelung, Folter und Erpressung sind Alltag. Wer sich sträubt, wird vernichtet oder mit Gewalt ins System gezwungen. Die Menschen leben in Megacitys, die in streng getrennte Zonen für Arme, Mittelschicht und absurd Reiche unterteilt sind – ohne jede Aufstiegschance für die unteren Klassen.

 

Die Krimihandlung scheint zu Beginn eine eher untergeordnete Rolle zu spielen, vielmehr lernt man ausführlich die trostlose Zukunftswelt kennen. Später aber nimmt die Aufklärung der Mordfälle dann doch immer größeren Raum ein – überflüssig zu erwähnen, das noch sehr viel mehr dahintersteckt – und durch ihre allmähliche Aufklärung ergibt sich nach und nach das Gesamtbild, sowohl in Bezug auf die großen Hintergründe und Zusammenhänge, als auch auf die tragischen Schicksale der Protagonisten.

Das ist alles ganz schön furchtbar, aber es steckt eben auch eine Menge dahinter. In erster Linie natürlich die Kritik an einer zunehmend zynischen und entmenschlichten Gesellschaft - und die scheint erschreckenderweise gar nicht so weit entfernt.

 

Der Schreibstil ist schnörkellos, direkt und bisweilen geradezu gnadenlos. Am Ende der Geschichte muss man erstmal durchschnaufen … um dann festzustellen: das war alles ganz schön gut!

Der Blick in eine schlimme Zukunft als schonungslose Abrechnung mit der Gegenwart.

 

 

 


Laurent Gaudé

Hund 51

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2024