Robert A. Heinlein

Die Tramps von Luna

"The Rolling Stones" 

 

1952

   

  

 

 

Übersetzung: Birgit Reß-Bohusch

Goldmann

188 Seiten



Ein Uralt-Roman (in einer späteren Ausgabe unter dem Titel "Zweimal Pluto und zurück" veröffentlicht) eines Großen der SF-Literatur, der allerdings inhaltlich, stilistisch und überhaupt in jeder Hinsicht wirklich "alt" ist - im Sinne von: altmodisch, altbacken - und aus heutiger Sicht bestenfalls noch aus nostalgischen Gründen gelesen werden kann.

Er stammt aus einer Zeit, in der vieles noch möglich und denkbar erschien, was mittlerweile überholt und ziemlich amüsant-naiv wirkt. Wie zum Beispiel die Vorstellung von einer siebenköpfigen Familie, die ihr Leben auf dem Mond langweilig findet und daraufhin kurzentschlossen auf dem Schrottplatz ein altes Raumschiff ersteht, es flugs restauriert und anschließend damit auf große Fahrt durchs Sonnensystem entschwindet. Die cleveren und erfindungsreichen Teenager-Zwillinge (böse Zungen könnten sie auch als altklug und nervig bezeichnen) bringen obendrein an der Schiffs-Außenhülle etliche Fahrräder an (!), mit deren Verkauf auf dem Mars das große Geschäft gemacht werden soll. Ja, wirklich.

Es gibt Romane aus dieser Zeit, die trotz aller Anachronismen und verlorener Aktualität sehr charmant rüberkommen und hinter der angestaubten Fassade durchaus etwas auch heutzutage noch Gültiges zu sagen haben - oder doch wenigstens eine schöne Abenteuergeschichte erzählen. Letzteres ist hier nur mit sehr viel gutem Willen zu erkennen, ersteres eigentlich gar nicht.

Heinlein versucht, seine Geschichte um die Familie von Hochbegabten (und schlechten Köchinnen) auf ihrer spontanen Urlaubsreise durchs All mit etwas Humor aufzupeppen, insbesondere durch die, ähm, spritzig-frechen Dialoge. Nun ja ... was man vor knapp siebzig Jahren eben so unter "frech" verstanden haben mag. Doch auch das will heute nicht mehr so recht funktionieren.

 

Man kann dem Roman zugute halten, dass er nicht wirklich weh tut, sondern zumindest jugendgerechte und harmlose Unterhaltung bietet; im Gegensatz übrigens zu manch anderem von Heinleins frühen Werken, wie beispielsweise "Utopia 2300" mit seinen unangenehmen Eugenik-Untertönen.

Trotzdem handelt es sich hier definitiv um kein Buch, das im einundzwanzigsten Jahrhundert noch gelesen oder ernsthaft empfohlen werden müsste.

Das Beste daran ist die Tatsache, dass es kurz, knapp und somit an zwei bis drei Abenden durchgelesen ist. Das reicht dann aber auch.

 

Es gibt zweifellos Heinlein-Romane, die wesentlich besser gealtert sind und völlig zu Recht in den letzten Jahren neu aufgelegt wurden. Diesen jedoch kann man sich getrost sparen.


Robert A. Heinlein

Die Tramps von Luna

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020