James A. Sullivan

Die Stadt der Symbionten

 

2019

   

 

 

 

 

 

Piper

720 Seiten



Nach einer Alieninvasion sind die letzten verbliebenen Menschen in einer Kuppelstadt in der Arktis zusammengekommen. Dort wird das Leben überwiegend von KIs und sogenannten "Symbionten" organisiert. Mit letzteren sind Menschen gemeint, die durch Einbau von technischen Upgrades zu einer Art Cyborg gemacht werden und gewissermaßen "online" mit dem System kommunizieren können. Man muss sich also auf die Prämisse "per Gedankenkraft steuerbare Computer bzw. technisches Gerät" einlassen können.

 

Da der Platz unter der Kuppel begrenzt ist, verbringt stets ein Teil der Einwohnerschaft längere Phasen unterirdisch in einer Art Kälteschlaf, so dass die Anzahl der oberirdisch lebenden Menschen immer gleich bleibt. Doch auch während jener Schlafperioden bleibt das Bewusstsein noch teilweise aktiv, so dass von dort der eine oder die andere durchaus ins Geschehen eingreifen kann.

Tja, und ab jetzt wird es schon schwierig noch mehr über die Handlung zu erzählen, ohne wichtige Details zu spoilern. Also sei nur soviel verraten: Es beginnt damit, dass einer der Protagonisten ein seltsames Flüstern empfängt. Auf der Suche nach dessen Ursache kommt er nach und nach einem mysteriösen Geheimnis auf die Spur. Währenddessen brauen sich zudem in der Stadt politische und gesellschaftliche Unruhen zusammen.

 

Eine der Stärken des Romans ist die Welt, in der er spielt: gut durchdacht, verständlich erklärt und außergewöhnlich originell. Bisweilen schrammt das Ganze hart an der Grenze zur Fantasy entlang - zumindest fühlt es sich beim Lesen manchmal so an. Hier schimmert vielleicht ein wenig die Tatsache durch, dass der Autor in mehreren Genres zu Hause ist.

 

Ansonsten überzeugt die Geschichte dadurch, dass sie zusätzlich zur geheimnisvoll-spannenden Handlung auch noch einiges an inhaltlicher Substanz aufweist: Es geht um Selbstbestimmung, um Macht vs. Freiheit, um Manipulierbarkeit und Moral und um freiwillig erduldete Unterdrückung bis hin zu bewusster Selbstaufgabe. Kurz gesagt: Es werden wichtige und brandaktuelle Fragen gestellt. Parallelen zu bestimmten Entwicklungen in Geschichte und Gegenwart sind unverkennbar.


Fazit: Trotz einiger Längen auf den insgesamt über 700 Seiten lohnt sich die Lektüre, weil das Buch auf mehreren Ebenen einiges zu bieten hat.


James A. Sullivan

Die Stadt der Symbionten

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2021