Gudrun Pausewang

Die letzten Kinder von Schewenborn

 

1983

   

 

 

 

 

Ravensburger

189 Seiten



Neben KLP- und DSFP-Sieger "Die Wolke" zählt dieses Buch wohl zu den bekanntesten der 2020 verstorbenen Autorin Gudrun Pausewang; nicht zuletzt deshalb, weil es einigen -pardon- Älteren unter uns in früheren Jahren bereits als Schullektüre begegnet sein dürfte. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist das Thema "Atomkrieg" in der Literatur deutlich seltener anzutreffen und von neuen, drängender erscheinenden Bedrohungen abgelöst worden. Von seinem Schrecken hat es dadurch aber nichts verloren.

 

"Die  letzten Kinder von Schewenborn" ist ein schmaler Roman aus den 1980er Jahren, in dem die unmittelbaren Folgen eines solchen Atomkriegs geschildert werden. Und zwar fällt hier nicht "nur" eine einzelne Bombe, sondern es findet eine flächendeckende Vernichtung ganzer Länder oder sogar Kontinente statt. Genauere politische Hintergründe werden nicht näher erläutert, aber die sollen auch gar nicht das Thema sein.

 

Die Geschichte ist in direkter, einfacher Sprache verfasst, mit kurzen Sätzen und ohne große Ausschweifungen. Eben der Altersempfehlung "ab 12 Jahren" durchaus angemessen. Doch inhaltlich hingegen ... puuuuuuhhhhh, ist das heftig!! Definitiv nichts für schwache Mägen.

Da wird verbrannt und verhungert, getötet und erfroren; die Überlebenden sind gezeichnet, verstümmelt und verstrahlt - bevor schließlich auch sie zum großen Teil an Seuchen, Krebs oder Erschöpfung sterben. Die Welt? Tot. Hoffnung? Fehlanzeige. Die nächste Generation? Nun ja - Radioaktivität halt.

 

Ja, das ist alles extrem deprimierend und man wundert sich bisweilen, dass Lehrer ihren Schülern eine solche Lektüre zugemutet haben. Aber andererseits: darum geht es ja! Ein Atomkrieg ist nicht schön, und genau das wird hier schonungslos gezeigt. Man könnte sich eventuell über den Realitätsgehalt des einen oder anderen Details streiten, aber die Gesamtaussage ist so eindeutig wie korrekt: Die Menschheit würde sich durch einen weltweiten Atomkrieg in die Steinzeit zurück katapultieren. Genauer gesagt in eine radioaktiv verseuchte Steinzeit.

 

Ein interessanter (Neben-)Aspekt der Handlung ist übrigens, wie die überlebenden Kinder ihrer Eltern- und Großelterngeneration (zu Recht) die Schuld am Untergang der Welt geben. In solchen Momenten zeigt sich dann plötzlich sogar ein direkter Bezug zur Lebenswirklichkeit des 21. Jahrhunderts, wenngleich sich Ursache und Art der Zerstörung mittlerweile anders darstellen.

 

Dieses Buch bietet keinen disneyesken "Du kannst alles schaffen, wenn du nur an dich glaubst" oder "Wenn die Familie zusammenhält, wird alles wieder gut" - Kitsch, sondern stattdessen einen gezielten Hieb in die Magengrube.

Schön zu lesen ist das wahrlich nicht, aber trotzdem - oder gerade deswegen - auch heute noch äußerst beeindruckend.


Gudrun Pausewang

Die letzten Kinder von Schewenborn

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2021