Gabriele Behrend

Das Dorf am Grunde des Sees

 

2022

   

 

 

 

 

p.machinery

172 Seiten



In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht Gabriele Behrend kleine, aber feine SF-Geschichten, von denen etliche schon für DSFP und/oder KLP nominiert waren (und letzteren in einem Fall sogar bereits gewonnen hat).

Auch "Das Dorf am Grunde des Sees" fällt unter diese Kategorie: eine ruhige, recht kurze Erzählung ohne wilde Actionsequenzen oder gigantische Bühne, aber stattdessen mit Fokus und präzisem Blick auf die originelle Szenerie und ihre Charaktere.

 

Zur groben Einordnung könnte man den Roman als eine Mischung aus Märchen und Alice im Wunderland bezeichnen. Er spielt in einem Dorf, das mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten und dementsprechend in mancherlei Hinsicht irgendwo im letzten (oder vorletzten) Jahrhundert stehengeblieben ist. Stilistisch passt sich die Autorin diesem Umstand übrigens an, und nach anfänglicher Verwunderung über den blumig-altmodischen Sprachstil stellt man schnell fest: das passt ganz wunderbar und muss genau so sein!

 

Der Mikrokosmos des namensgebenden Dorfes wird genau unter die Lupe genommen. All die verschiedenen Figuren und Charaktere haben ihre eigenen Träume und Ziele, die Persönlichkeiten und - buchstäblich - Welten, die hier aufeinandertreffen, werden sehr schön beobachtet und beschrieben.

 

Wem das nun nicht genug Science-Fiction ist, der sei beruhigt: Aliens, Zeitreisen, mystische Wesen und die Rettung der (dieser!) Welt sind ebenfalls absolut zentrale Elemente der Geschichte. Es steckt also hinter allem eben doch ein groß angelegter Weltenbau ... doch wird er lediglich angedeutet und nur soweit ausgeführt, wie es für die Handlung erforderlich ist. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem kleinen Schauplatz und seiner Einwohnerschaft, und die bieten wahrlich genug Stoff für einen wunderbaren, originellen und schön geschriebenen Roman.

 

 


Gabriele Behrend

Das Dorf am Grunde des Sees

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2023