Juli Zeh

Leere Herzen

 

2017

 

 

   

 

 

 

btb

350 Seiten



Die politische Situation ein paar Jahre weitergedacht: Nach Angela Merkels Rücktritt ist das BBB (=Besorgte-Bürger-Bündnis) an die Macht gekommen. Ermöglicht wurde dessen Aufstieg durch die zunehmende Selbstzufriedenheit und -bezogenheit der Mittelschicht, eine permanente Polemik-Berieselung in Medien und sozialen Netzwerken und daraus resultierend politischem Desinteresse und Rückzug ins Private bei weiten Teilen der Bevölkerung. Paradebeispiele dafür sind die Protagonisten, die zwar mit der neuen Regierung und der schrittweisen Einführung rechter Politik (einhergehend mit dem Zerfall der EU) unzufrieden sind, sich aber letztlich nicht weiter dafür interessieren, sondern sich nur noch um ihre eigene kleine Welt kümmern.
Ein Near-Future-Szenario, welches alles andere als abwegig erscheint. Nur die berufliche Ausrichtung der beiden Hauptfiguren ist dann vielleicht doch etwas zu weit hergeholt. Obwohl ... wer weiß ...?
Ansonsten aber bietet der Roman viele kluge Ideen und Denkanstöße, realistisch weitergedachte Entwicklungen, angemessene Gesellschaftskritik - um nicht zu sagen: eine deutliche Warnung! - und er ist zudem sehr gut geschrieben. Moral und Aussage hätten ruhig ein wenig subtiler verpackt werden können, aber alles in allem ein hochinteressantes Buch, das nachdenklich macht. Machen sollte!


Juli Zeh

Leere Herzen

Eine sf-Lit - Kurzkritik von 2020