Dirk van den Boom

Die Welten der Skiir

 

1. Prinzipat

2. Protektorat

3. Patronat

 

2016 / 2017 / 2017

 

    

 

 

 

 

 

 

Cross Cult

437 / 431 / 416 Seiten

TB - Ausgaben 2016/2017



 

Der Hintergrund

Dirk van den Boom ist nicht nur einer der produktivsten deutschen Science Fiction - Autoren, sondern mittlerweile auch einer der bekanntesten und erfolgreichsten. Seine Spezialität sind groß angelegte Space Operas, aber auch Werke aus den Bereichen Fantasy oder Alternativer Geschichtsverlauf hat er schon abgeliefert. Jahrelang konzentrierte er sich überwiegend auf längere Reihen bzw. Serien, doch spätestens mit "Die Welten der Skiir" hat er nun auch vermehrt die "Kurzform" der Trilogie für sich entdeckt.

Da es sich hierbei um eine durchgehende, zusammenhängende und abgeschlossene Geschichte handelt, wird an dieser Stelle ausnahmsweise die gesamte Trilogie besprochen. Der erste Band, "Prinzipat", gewann übrigens im Jahr 2017 den Deutschen Science-Fiction-Preis.

 

 

Das Thema

Teile und herrsche!

 

 

Der Einstieg

"Das kleine Mädchen machte drei wackelige Schritte vorwärts."

Selbst im allergrößten Imperium geht es letztlich um Individuen. Auch wenn es ganz, ganz, ganz viele sind.

 

 

Der Inhalt

Zweihundert Jahre ist es nun her, dass die Menschheit von den Skiir - einer technisch hoch überlegenen Alienrasse - angegriffen und unterworfen wurde. Genau so lange dauerte die darauf folgende Zeit der sogenannten "Inobhutnahme": die völlige Isolation der Erde, auf der währenddessen alle Arten moderner Technik verboten und zugleich die Skiir'schen Herrschaftsstrukturen eingeführt und etabliert wurden.

Die Geschichte setzt mit der nun beginnenden Zeit des "Erwachens" ein, in der die Menschheit (mehr oder weniger) gleichberechtigt in das galaxisumspannende Reich der Skiir aufgenommen wird. Wie zahllosen anderen besiegten und beherrschten Völkern wird ihr damit innerhalb eines gemeinsamen Parlaments ein gewisses Mitspracherecht an den künftigen Geschicken des Imperiums zugestanden. Zunächst nur durch einen einzigen stimmberechtigten Abgeordneten vertreten, entsenden die Menschen also eine kleine Delegation, um ihre neu zugestandenen Rechte im gemeinsamen Rat wahrzunehmen. Sich dort unter all den fremden Spezies zurechtzufinden, die Machtstrukturen zu durchschauen und bei den diplomatischen Ränkespielen den Überblick zu behalten, stellt eine wahre Herausforderung dar.

Auch die herrschenden Skiir ihrerseits verfolgen beileibe nicht alle dieselben Ziele, und als dann noch eine unvorstellbar mächtige Waffe, ein im Untergrund operierender Widerstand, geheimnisvolle Artefakte sowie eine merkwürdige "Klon-Armee" ins Spiel kommen, gerät das gesamte Gefüge allmählich ins Wanken.

 

 

Form, Stil und Sprache

Es gibt eine ganze Reihe an Protagonisten (unterschiedlichster Abstammung) und Handlungssträngen, denen zu folgen nicht immer ganz einfach ist, denn es passiert einfach ständig irgendetwas - es brennt buchstäblich an allen Ecken und Enden. Van den Booms Schreibstil ist dabei jederzeit souverän und humorvoll, und zwar ohne übertrieben witzig sein zu wollen. Der Humor entsteht nicht aus der Jagd nach Pointen, sondern aus gelungenen Formulierungen und klug kommentierten Situationen.

 


Lob und Kritik

+++++ Ein wohlüberlegtes Universum +++++

Invasions-Szenarien gibt es in der SF bereits reichlich. Die Idee bzw. Schilderung der Art und Weise, nach der die Invasoren hier vorgehen, wie sie den unterworfenen Völkern einerseits Frieden und (nach dem Ende der Isolation) technischen Fortschritt bringen, diese gleichzeitig aber auch verachten, beherrschen und indoktrinieren, geht schon weit über ein bloßes oberflächliches Alieninvasions-Kriegsspektakel hinaus.

Zudem wirkt die gesamte Welt sehr durchdacht. Man kann sich gut vorstellen, dass ein solches Imperium so oder so ähnlich tatsächlich funktionieren könnte ... einschließlich der hier beschriebenen Probleme, die es sowohl mit den besiegten Gegnern als auch mit sich selbst bekommen dürfte. Nicht umsonst fühlt man sich bisweilen an das antike Römische Reich erinnert.

 

+++++ Politik und Diplomatie +++++

Die Romane vermitteln einen anschaulichen und interessanten Einblick in Politik und Diplomatie sowie in die diversen Machenschaften vor und hinter den Kulissen, die wohl einfach dazugehören. Als promovierter Politologe weiß Dirk van den Boom, wovon er schreibt. Es geht um das Erlangen bzw. Erhalten von Macht und Einfluss, um das Durchsetzen eigener Interessen, das Schmieden von Bündnissen, geschicktes Verhandeln ... um Politik eben, im großen wie im kleinen Stil. Alles Inhalte, die in "Die Welten der Skiir" eine wichtige Rolle spielen.

 

+++++ Ein bunter Strauß an ... einfach allem +++++

Sämtliche Zutaten, die dieses Subgenre definieren und ausmachen, sind im Übermaß vorhanden:

- Spannung

- Rätsel

- Unerwartete Wendungen

- Geheimnisvolle Technik

- Action

- Interessante Protagonisten

- Sense of Wonder

- Und nicht zuletzt: massenhaft originelle Aliens

Genau so muss eine Space Opera sein!

 

- - - - - Extrem komplexer Handlungsaufbau +++++

Es existieren jede Menge Schauplätze, Figuren und Handlungsstränge, zwischen denen ständig hin- und hergewechselt wird. Das sind sogar dermaßen viele unterschiedliche Fäden, dass man von einzelnen manchmal bis zu 100 Seiten lang nichts mehr liest, bevor sie endlich wieder aufgenommen werden. Das kann teilweise schon etwas verwirrend sein und es empfiehlt sich auf jeden Fall, die Bücher ohne allzu lange Pausen durchzulesen - andernfalls könnte man schnell den Faden verlieren.

Der Vorteil an dieser Erzählweise liegt aber auf der Hand: Es ist jederzeit unterhaltsam, denn es passieren viele spannende, interessante und überraschende Dinge, und für jedes gelüftete Geheimnis taucht sogleich wieder ein neues auf, so dass für reichlich Abwechslung gesorgt ist.

Gleichzeitig wird man zu einzelnen Fragen aber in der Regel auch nicht ZU lange im Unklaren gelassen - und das ist auch gut so, denn so wird verhindert, dass man trotz der Komplexität den Überblick verliert.

 

+++++ Anspruch +++++

In dieser Trilogie geht es in erster Linie um Spaß und gute Unterhaltung. Aber was man abschließend noch einmal betonen sollte: Sie bietet nicht einfach "nur" bunte Abenteuer, Action und Exotik (das sowieso), sondern darüber hinaus auch durchaus anspruchsvolle und nachdenkenswerte politische, soziologische und gesellschaftliche Themen. Das hebt sie aus der Masse vieler durchschnittlicher Weltraum-Abenteuergeschichten hervor.

 

 

Das Fazit

Eine rundum gelungene Space Opera, mit der sich Dirk van den Boom nicht hinter den international renommierten Stars des Genres verstecken muss.


Dirk van den Boom

Die Welten der Skiir (Trilogie)

Eine sf-Lit Rezension von 2018