Patrick Lee

Die Pforte

"The Breach"

 

2009

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Übersetzung: Ulrike Thiesmeyer

Rowohlt

378 Seiten

3. TB - Auflage 2010



 

Der Hintergrund

"Die Pforte" ist der erste Roman des US-Amerikaners Patrick Lee. Ihm folgten noch zwei weitere, die mit ähnlichem Personal im selben Universum spielen. Dennoch handelt es sich hier um eine in sich abgeschlossene Geschichte, die durchaus gut für sich alleine stehen kann.

 

 

Das Thema

Wenn Irre nach der Weltherrschaft greifen

 

 

Der Einstieg

"Helles Sonnenlicht strömte an den Jalousien vorbei ins Zimmer, als bei Travis Chase am ersten Jahrestag seiner Entlassung aus dem Gefängnis um vier Uhr morgens der Wecker klingelte."

Eine Hauptfigur mit dunkler Vergangenheit. Immer wieder gern genommen.

 

 

Der Inhalt

Ein abgestürztes Flugzeug, etliche ermordete Menschen, eine äußerst prominente Tote, eine geheimnisvolle Botschaft - in diesem Buch geht es sofort richtig rund. Und das ist erst der Anfang, denn danach wird es erst richtig verrückt: Alles dreht sich um ein mysteriöses Portal, aus dem regelmäßig fremdartige Gegenstände unbekannter Herkunft fallen, die auf eine dem menschlichen Entwicklungsstand weit überlegene Technologie hinweisen. Kein Wunder, dass manche Leute buchstäblich über Leichen gehen, um die Kontrolle darüber zu erlangen.

  

 

Form, Stil und Sprache

Einfache Sprache, knappe Sätze. Kurze Kapitel, die mit einer Überraschung, einer neuen Entdeckung, einer plötzlichen Wendung - kurz: einem Cliffhanger - enden. Anders ausgedrückt: Hier handelt es sich um den beispielhaften Vertreter eines klassischen "Pageturners", wie er im Handbuch für amerikanische Thrillerautoren geschrieben steht.

 


Lob und Kritik

- - - - - Logiklöcher +++++

Es ist nicht immer alles hundertprozentig nachvollziehbar. Manchmal ziehen die Protagonisten messerscharfe Schlüsse, die an Hellseherei grenzen. Oder sie überstehen dramatische Stunts ohne ernsthafte Blessuren. Und wenn sie doch einmal schwer verletzt sind, dann scheinen sie das schnell wieder zu vergessen - jedenfalls behindert es sie kaum in ihren Aktionen.

Ganz klar: hier wird Logik zugunsten von Action geopfert. Dadurch gestaltet sich das Geschehen zweifellos rasanter, aber als Leser muss man sich fragen, was einem wichtiger ist.

 

+++++ Ideenreichtum +++++

Es sind wahrlich kuriose Gegenstände, die jene "Pforte" ausspuckt. Hier hat sich der Autor einiges einfallen lassen - jede Menge coole Erfindungen nämlich, von denen die meisten zudem nicht einfach nur mal eben so erwähnt werden und ansonsten bedeutungslos bleiben, sondern die auch ziemlich geschickt in die Handlung eingebaut sind. Das ist gut gemacht und wirklich originell. Allerdings: 

 

 - - - - - An den Haaren herbeigezogen - - - - -

Genau aus diesem Grund wirkt vieles in diesem Roman recht konstruiert. Wenn sich ein Autor eine Maschine ausdenkt, die praktisch ALLES kann, dann schafft er sich damit gewissermaßen Narrenfreiheit. Es muss ja schließlich nicht mehr jedes Detail hinterfragt werden - es ist jetzt einfach mal so. Auf diese Weise wird so mancher "Deus ex machina" aus dem Hut gezaubert, und das kommt dem Leser dann doch manchmal ein wenig - nun ja - geschummelt vor.

 

- - - - - Sehr brutal - - - - -

In diesem Roman werden einige geradezu menschenverachtende Gewaltexzesse dargestellt. Es türmen sich im wahrsten Sinne des Wortes Leichenberge auf. Die Bösen sind wirklich richtig brutal und rücksichtslos, aber auch die Guten sind nicht zimperlich und töten ohne große Skrupel. Mord, Totschlag oder Folter werden in eindringlichen Szenen geschildert. Wer so etwas nicht ertragen kann (oder möchte), sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen.

 

+++++ Äußerst packend +++++

Die Geschichte bietet kaum Gelegenheit zum Luftholen. Ständig passiert irgendetwas, das Erzähltempo bleibt konstant hoch. Und wir fragen uns: Was steckt dahinter? Wie geht's weiter? Was hat das alles zu bedeuten? Was kommt als nächstes? Das Wort "Pageturner" wurde in diesem Zusammenhang ja bereits erwähnt...

 

+++++ Schräg, abgefahren und um die Ecke gedacht +++++

Ohne zu viel verraten zu wollen: im letzten Drittel des Buches wird die Handlung tatsächlich cleverer und verzwickter, als es von einem reinen Actionthriller zu erwarten gewesen wäre. Der Handlungsverlauf ist dann teilweise so abgedreht, dass man gelegentlich kurz innehält und rekapituliert, was genau dort gerade eigentlich geschehen ist. Da lacht das Nerdherz.

 

 

Das Fazit

Dieser Roman ist blanker Unsinn! 

Allerdings dermaßen spannender Unsinn, dass man geradezu zwanghaft immer weiter lesen muss. Um am Ende dann festzustellen, dass es einen Heidenspaß gemacht hat.


Patrick Lee

Die Pforte

Eine sf-Lit Rezension von 2015