31. Dezember 2017
Von Dezember 2016 bis August 2017 stand Marc Elsbergs Roman "Blackout" ununterbrochen auf Platz 1 der SF-Bestsellerliste, folgerichtig führt er daher auch die Gesamtjahresliste 2017 an und konnte somit seinen Vorjahressieg wiederholen.
Dass ein bereits 2012 erschienenes Werk die Verkaufscharts dermaßen dominiert - gefolgt vom 70 Jahre alten Klassiker "1984" auf Platz 2 -, darf als Beleg dafür gewertet werden, dass das Genre schon seit geraumer Zeit keinen absoluten Bestseller mehr hervorgebracht hat. Doch das könnte sich nun geändert haben, denn "Qualityland" hat definitiv das Zeug dazu, sich für lange Zeit in den Charts halten zu können. Obwohl erst im September veröffentlicht, ist Marc-Uwe Klings Dystopie der am drittbesten verkaufte Roman des Jahres.
Apropos Dystopie: Ganze sieben Bücher aus den Top 10 können diesem Subgenre zugerechnet werden. Ein Zeichen für ausgeprägte Zukunftsängste in unsicher scheinenden Zeiten? Möglicherweise. Jedenfalls hat man bei einigen dieser Romane den Eindruck, sie seien nicht nur so aktuell wie nie zuvor, sondern teilweise sogar bereits Realität geworden.
Raumschiffe oder Außerirdische hingegen finden sich lediglich in einem einzigen Buch aus dieser Liste, wobei solche Themen es bei der "breiten Masse" ja ohnehin schon immer etwas schwerer hatten - bei jenen Lesern also, die eher selten (oder unbewusst) Science Fiction konsumieren.
Positiv ist zu vermerken, dass neben dem bereits erwähnten "Qualityland" mit "Die drei Sonnen" (Cixin Liu), "Underground Railroad" (Colson Whitehead) und "Das Erwachen" (Andreas Brandhorst) auf den Plätzen 4, 6 und 9 insgesamt vier 2017er Neuerscheinungen auf den vorderen Rängen vertreten sind - ein überdurchschnittlicher Wert und wohl doch Indiz dafür, dass neben den alten Klassikern auch wieder vermehrt neue Werke auf sich aufmerksam machen. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang auch Juli Zehs Roman "Leere Herzen", der es in den sechs Wochen nach seinem Erscheinen bereits auf Platz 12 geschafft hat und in den nächsten Monaten sicher auch noch weiter vorne zu finden sein wird.
Überhaupt braucht sich der geneigte SF-Leser um das kommende Jahr keine Sorgen zu machen, denn allein in den ersten Monaten ist mit neuen Werken von Stars wie Alastair Reynolds, Andreas Brandhorst oder Kim Stanley Robinson, mit Fortsetzungen bzw. neuen Trilogien von Becky Chambers, Cixin Liu oder Dirk van den Boom, mit spannenden Neuerscheinungen von Lavie Tidhar oder Adrian Tchaikovsky sowie mit neu aufgelegten Klassikern von Robert A. Heinlein oder James Tiptree Jr. für jede Menge tollen Lesestoff gesorgt.
Doch zuvor lohnt sich noch einmal der Blick zurück, ob da nicht erst noch der eine oder andere Schatz gehoben werden muss ...
Die Top 10 des Jahres 2017 im Überblick:
Die Preisträger des Jahres
(Romane)
Frank G. Gerigk (Hrsg.)
Die Welten des Rainer Erler
Sämtliche Kurzgeschichten des SF-Regisseurs und mehrfachen Kurd-Laßwitz-Preisträgers
Margaret Atwood
Das Herz kommt zuletzt
Es gibt nicht nur "Der Report der Magd" sondern auch Neues von ihr zu entdecken
Trend 2017:
SF-Romane und -Autoren werden zunehmend von der Literaturkritik gewürdigt!
(Auch wenn diese das niemals zugeben würde)
Brian W. Aldiss
(18.08.1925 - 19.08.2017)
SF-Altmeister und Helliconia-Entdecker
Jerry Pournelle
(07.08.1933 - 08.09.2017)
Autor und gefragter Co-Autor
Christian Weis
(1966 - 06.07.2017)
Kurzgeschichten-Könner