31. Dezember 2018
Nach zweijähriger "Alleinherrschaft" von Marc Elsbergs Roman "Blackout", der 2016 und 2017 die Jahresbestsellerliste anführte, gab es 2018 mal wieder eine neue Nummer 1: "Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde ist seit dem ersten Erscheinen im Frühjahr 2017 ein Verkaufsrenner und hat durch die Taschenbuchausgabe (seit September 2018) noch einmal einen zusätzlichen Schub bekommen. Auch der Nachfolgeband "Die Geschichte des Wassers" profitierte von dieser Popularität und landete auf Rang 4.
Dazwischen konnten sich zwei deutsche Bestsellerautoren auf die Plätze 2 und 3 schieben: Sowohl DSFP-Gewinner Marc-Uwe Kling als auch Frank Schätzing verfügen schon seit Jahren über eine große Fangemeinde - wie schön, dass sie (auch) Science Fiction - Romane schreiben.
Immerhin auf den fünften Platz hat es noch einmal der oben bereits erwähnte Vor- und Vorvorjahressieger "Blackout" geschafft, gefolgt von George Orwells ewigem Dauerbrenner "1984".
Der in diesem Jahr neu erschienene zweite Teil der "Trisolaris"-Trilogie des chinesischen SF-Stars Cixin Liu - "Der dunkle Wald" - reiht sich auf Rang 6 der meistverkauften Werke des Jahres ein, während der Vorgängerroman "Die drei Sonnen" es ebenfalls noch einmal in die Top 10 geschafft hat. Hier darf man wohl auch vom Abschlussband "Jenseits der Zeit", der für April 2019 angekündigt ist, einen entsprechenden Erfolg erwarten.
Mit "Ready Player One" von Ernest Cline gibt es auch noch einen Rückkehrer in die Jahresbestenliste. Hier hat sicherlich Steven Spielbergs Verfilmung, die im vergangenen März in die Kinos kam, die Verkaufszahlen des Buches noch einmal kräftig angeschoben.
Last but not least findet sich auf Platz 9 mit Andreas Eschbach ein alter Bekannter. Dass sich sein neuester Roman "NSA - Nationales Sicherheitsamt" in den gerade mal drei Monaten seit Erscheinen bereits in dieser Liste platzieren konnte, zeigt, dass der wohl bekannteste deutsche SF-Autor hier mal wieder einen echten Bestseller hingelegt hat.
Die Top 10 des Jahres 2018 im Überblick:
Die Preisträger des Jahres
(Romane)
John W. Campbell
Memorial Award
David Walton
"The Genius Plague"
{Noch nicht auf deutsch erschienen}
Arthur C. Clarke Award
Anne Charnock
"Dreams Before the Start of Time"
{Noch nicht auf deutsch erschienen}
Trend 2018:
Weniger SF-Neuerscheinungen
Bei einer genaueren Betrachtung der jährlichen Verlagsprogramme fällt auf, dass die Zahl der Veröffentlichungen im Science Fiction - Bereich zuletzt leicht rückläufig war. Der unübersichtliche - um nicht zu sagen: unüberschaubare - und somit schwer zu messende Selfpublisher-Markt sei an dieser Stelle mal außen vor gelassen.
So erschienen im deutschsprachigen Raum 2018 im Vergleich zu den beiden ungefähr gleichstarken Vorjahren rund zehn Prozent weniger SF-Werke.
Pessimisten könnten da einen Popularitätsrückgang des Genres herauslesen. Die schrumpfenden Regalflächen, die die meisten Buchhandlungen für Science Fiction zur Verfügung stellen - nicht selten handelt es sich mittlerweile nur noch um ein einziges oder gar nur ein halbes Regal - scheinen diese These zu stützen.
Optimisten hingegen gehen selbstverständlich davon aus, dass nunmehr verstärkt auf Qualität anstatt auf Quantität gesetzt wird. Dafür spricht nicht zuletzt die große Anzahl an wirklich hervorragenden Neuerscheinungen 2018 (einige Beispiele finden sich weiter unten) sowie die hierzulande sehr aktive Kleinverlag-Szene.
Das Phänomen, dass immer wieder interessante Romane nicht ins Deutsche übersetzt werden, sogar wenn sie Preise gewonnen haben und/oder von durchaus renommierten Autorinnen und Autoren stammen, hat es natürlich schon immer gegeben. Obwohl das zuletzt mehrfach der Fall war (siehe z.B. die oben aufgeführte Preisträgerliste 2018), besteht in diesem Punkt also noch kein Grund zur Panik. Es fällt allerdings auf, dass so mancher Großverlag, der in den letzten Jahren mit großen Plänen und vollmundigen Versprechungen angetreten ist, den hiesigen SF-Markt aufzumischen (oder zumindest zu beleben), sein Programm schon wieder deutlich zurückgefahren hat. Es bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine normale "Wellenbewegung" und nicht um einen anhaltenden Trend handelt.
So oder so: Wenn man sieht, dass im letzten Jahr alleine über 100 deutschsprachige SF-Romane erschienen sind, dann müssen wir uns über ausgehenden Lesestoff wohl bis auf weiteres noch keine Sorgen machen. Mal ganz abgesehen von den ungezählten Klassiker-"Leichen", die so ziemlich jeder SF-Liebhaber noch im Keller haben dürfte ...
Lassen wir uns also zunächst einmal überraschen, was 2019 so alles an spannenden Neuerscheinungen zu bieten hat.
Doch zunächst - schließlich ist das ja hier ein JahresRÜCKblick - noch einmal ein paar Empfehlungen aus den letzten zwölf Monaten:
Diverse Autoren
Science Fiction Hall of Fame 2
Endlich da: Der zweite Teil der legendären Kurzgeschichtenklassiker - Anthologie
Dirk van den Boom
Canopus - Der kalte Krieg 1
Starker Auftakt einer neuen und (ganz sicher) großartigen Space Opera - Trilogie
Julia von Lucadou
Die Hochhausspringerin
Ein kluge und anspruchsvolle Dystopie, ein beeindruckendes Debüt
Ursula K. LeGuin
(21.10.1929 - 22.01.2018)
Eine der SF- und Fantasy - Ikonen schlechthin
Kate Wilhelm
(08.06.1928 - 08.03.2018)
Vielfach ausgezeichnetes Allroundtalent
Harlan Ellison
(27.05.1934 - 28.06.2018)
Streitbarer Kurzgeschichtenspezialist