Jack McDevitt

Echo

"Echo"

 

2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzung: Frauke Meier

Bastei Lübbe

527 Seiten

TB - Ausgabe 2011



 

Der Hintergrund

Jack McDevitt hat mit seiner Reihe um den Archäologen und Antiquitätenhändler Alex Benedict eine Serie mit mittlerweile (Stand 2016) sieben Romanen geschaffen, die zwar die Hauptfiguren und das sie umgebende Universum gemeinsam haben, ansonsten aber jeweils eigenständige Geschichten erzählen. Bei "Echo" handelt es sich um den fünften Band, der jedoch aus genau diesem Grund ohne jegliche Vorkenntnisse funktioniert und problemlos als Einstieg in Benedicts Welt gewählt werden kann.

 

 

Das Thema

Ist da draußen noch jemand?

 

 

Der Einstieg

"Spätwinter 1403, Rimway-Zeitrechnung

Somerset Tuttles KI verkündete, dass Rachel eingetroffen sei."

Fremde Zeitrechnung, fremder Planet, eigenständig handelnde KIs... das kann doch nur eine sehr ferne Zukunft sein.

 

 

Der Inhalt

Seit mehreren Jahrtausenden bereist und besiedelt die Menschheit weite Teile des Universums, doch in all dieser Zeit ist ihnen nur eine einzige andere intelligente Spezies begegnet. Der Forscher Somerset Tuttle hatte sein ganzes Leben der Suche nach weiteren vernunftbegabten Lebensformen gewidmet - ohne Erfolg. Fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod taucht jedoch eine Steintafel mit unbekannten Schriftzeichen auf. Hatte Tuttle vielleicht doch Erfolg? Alex Benedicts Neugier ist geweckt; erst Recht als er feststellt, dass es offenbar Kräfte gibt, die ihn um jeden Preis an weiteren Nachforschungen hindern wollen... 

 

 

Form, Stil und Sprache

Die Erzählweise dieses in klarer, schnörkelloser, nicht übermäßig komplexer und somit der Art der Geschichte absolut angemessenen Sprache verfassten Romans erinnert an die Sherlock Holmes / Dr. Watson - Konstellation in Sir Arthur Conan Doyles berühmten Werken: Es gibt einen Ich-Erzähler - in diesem Fall eine Ich-Erzählerin - aber die tatsächliche Hauptfigur ist eine andere. So wird uns hier die Geschichte von Alex "Holmes" Benedict aus der Sicht seiner Mitarbeiterin Chase "Watson" Kolpath erzählt. Ein interessanter Kniff, der allerdings auch einen Nachteil mit sich bringt. Und zwar folgenden:

 


Lob und Kritik

- - - - - Blasse Hauptfiguren - - - - -

Die Ich-Erzählerin bleibt lange Zeit merkwürdig blass. Dadurch, dass sie über weite Strecken als bloße Beobachterin fungiert, lernen wir sie selbst nur sehr oberflächlich kennen. Erst gegen Mitte des Romans kommt es zu Ereignissen, durch die uns ihre Gefühlswelt und Persönlichkeit etwas näher gebracht werden.

Aber auch die Charakterisierung von Alex, der ja die eigentliche Hauptfigur (zumindest aber die handelnde Figur) ist, leidet unter dieser Erzählweise. Wir erfahren lediglich das, was seine Assistentin von seinem Tun mitbekommt, aber sehr wenig über seine eigenen Gedanken, seine Motivation, sein Innenleben.

Interessantes Detail am Rande: Im ersten Band der Reihe ("Die Legende von Christopher Sim") - und nur dort - tritt übrigens noch Alex Benedict selbst als Ich-Erzähler auf.

 

+++++ Abwechslungsreich +++++

In diesem Roman wird wahrlich eine Menge geboten: Es gibt viele ruhige Passagen, in denen die gründliche Forschungs- und Recherchearbeit der beiden Protagonisten ge-schildert wird. Aber es gibt auch bunte, spektakuläre oder trostlose Welten. Interessante Zukunftsvisionen. Gigantische Rätsel und Geheimnisse. Gefährliche oder gar ausweg-lose Situationen. Tragik. Hoffnung. Spannung. Sense of Wonder. Und durchaus auch etwas Action.

Jack McDevitts "Echo" ist also aufregender Abenteuerroman, packender Krimi und origineller Zukunftsentwurf in einem; und all das in einer schön beschriebenen Kulisse.

 

- - - - - Allwissender Protagonist +++++

Alex ist ein cleveres Kerlchen. Er durchschaut seine Gesprächspartner, erahnt die Pläne seiner Gegner, trifft blitzschnelle Entscheidungen, tüftelt raffinierte Pläne aus. Und diese behält er dann - notfalls trotz ausdrücklicher Nachfragen seiner Mitmenschen - stets für sich.

"Was hast du vor?" - "Du wirst sehen."

Auch hier fühlt man sich wieder an Sherlock Holmes erinnert: Der geniale Detektiv enthüllt seine Pläne erst ganz zum Schluss. Der Autor enthält seiner Leserschaft auf diese Weise wichtige Informationen einfach vor - was genau genommen eine etwas unfaire Methode ist. Andererseits, und das ist dann eben der positive Effekt dieses Stilmittels, hält er dadurch so manche verblüffende Wendung für uns bereit. Und einen Helden, der diese Bezeichnung auch verdient. Naja, meistens jedenfalls...

 

- - - - - Etwas oberflächlicher Weltenbau +++++

Der Roman hält sich nicht mit Erklärungsversuchen auf, wie denn die technischen Neuerungen und Errungenschaften der Zukunft eigentlich funktionieren. Sie sind einfach da und sie funktionieren eben. Punkt. Stellenweise nehmen sie dadurch fast schon magische Züge an.

Gleichzeitig fällt aber auch auf, dass sich die Technik auf manchen Gebieten offensichtlich kaum nennenswert weiterentwickelt hat. Für eine Geschichte, die mehrere tausend Jahre in der Zukunft spielt, wirkt vieles dann doch etwas zu vertraut.

Beides zusammengenommen kann bei kritischen Lesern den Eindruck erwecken, dass der hier dargestellte Zukunftsentwurf irgendwie nicht richtig rund und ausgereift ist.

Für Technikfans und Freunde der Hard-SF stellt das sicher ein Manko dar; kein Problem dürfte es hingegen für all diejenigen sein, die einfach nur eine interessante Geschichte lesen wollen, ohne mit technischen Detailfragen behelligt zu werden.

 

+++++ Zum Staunen +++++

Diese Geschichte bietet genau das, weshalb viele Freunde der SF einst überhaupt erst zu Freunden der SF wurden: alleine schon die Frage, ob es da draußen noch intelligentes Leben gibt, dürfte jeden SF-Leser schon immer fasziniert haben. Oder was das Universum sonst noch alles zu bieten haben mag. Gibt es noch weitere Planeten mit erdähnlichen Bedingungen? Und wie mag es auf ihnen aussehen? Wenn dann in den unendlichen Weiten des Weltraums Ruinen oder Artefakte entdeckt werden: Von wem stammen sie? Wann war die Menschheit schon einmal hier? Oder sind sie doch ganz anderen Ursprungs?

Etliche Fragen und Themen, die uns alle zu Science Fiction - Fans gemacht haben, werden in diesem Buch behandelt. Was für ein Spaß!

 

+++++ Spannendes Geheimnis +++++

Man will es einfach wissen: Was steckt hinter der ganzen Sache? Was ist denn nun das große Geheimnis? So kommt es, dass man dieses Buch nur schwer aus der Hand legen kann.Und das ist für einen Roman doch wohl eines der größten Komplimente überhaupt.

 

 

Das Fazit

Trotz kleiner Schwächen: Ein tolles Stück Science Fiction in bester Golden Age - Tradition!


Jack McDevitt

Echo

Eine sf-Lit Rezension von 2016